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| Ostdeutschland schafft sich ab | |
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Autor | Nachricht |
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Max van Maier Experte
Anzahl der Beiträge : 8515
| Thema: Ostdeutschland schafft sich ab 16.06.19 19:17 | |
| Eines vorab. Als jemand der seit vielen Jahren in einer Ost-West-Partnerschaft lebt, als jemand der viele Jahre in der Welt unterwegs war, fallen mir die Begriffe Ost- und Westdeutschland schwer. Trotzdem muss man den Tatsachen ins Auge blicken. Die alten und die neuen Bundesländer haben sich nach der Wiedervereinigung unterschiedlich entwickelt.
Ich bin diese Woche auf eine Studie des Herrn Rösel vom ifo-Institut gestoßen.
https://www.ifo.de/DocDL/ifoDD_19-03_23-25_Roesel.pdf
Ich meine, das viele Menschen die NBL verlassen haben und immer noch Richtung Westen verlassen, ist kein Geheimnis. Das es wenig Zuzug von West nach Ost gibt, ist ebenfalls bekannt. Das aber die Bevölkerungsentwicklung so dramatisch ist, habe zumindest ich nicht wahrgenommen. Die NBL haben heute eine Einwohnerzahl, die der von 1905 entspricht. Und immer noch verlassen vor allem junge Menschen ihre Heimat. Natürlich gibt es einige Hotspots, die eine positive Entwicklung vorzuweisen haben. Sei es in Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung oder wirtschaftlich gesehen. Leipzig, Erfurt, Dresden, Jena und natürlich Berlin fallen mir da ein. Doch die ländlichen Regionen bluten regelrecht aus. Wir waren zuletzt 2 mal in Sachsen-Anhalt. Ostern in der Nähe von Wittenberg. Haben dort das Dessau-Wörlitzer Gartenreich besucht. Bauhaus Dessau stand natürlich auf dem Programm. Das übliche Touri-Programm eben. Dessau-Wörlitz oder Wittenberg sind mittlerweile sehr hübsche Städtchen. Viele Tourissten waren unterwegs. Doch sobald man nur ein paar Kilometer ins Umland fährt, ist tote Hose. Zum einen viele hübsch sanierte Häuschen, direkt daneben verfallene Bruchbuden. Wenig Menschen auf den Strassen. Wenn man jemanden sieht, ist das fast immer jemand älteren Jahrgangs. Junge Leute - Fehlanzeige!
Das gleiche Bild in der Region Naumburg. Dort waren wir dann kurz danach beim 70-sten Geburtstag der Schwiegermutter. Ca. 30 Gäste. Die ältere Generation kam bis auf eine Ausnahme aus der Region Naumburg. Die jüngeren reisten bis auf eine Ausnahme, aus den alten Bundesländern an. Heißt, während die Eltern der Heimat treu blieben, verschlug es die Nachkommen in die Ferne.
Am Tag nach der Feier traf sich meine Frau mir einer ehemaligen Klassenkameradin. Sie ist eine von drei ehemaligen Mitschülern, die noch in der Region leben. Sie war in einer großen Klasse. Rund 30 Schüler. Bis auf diese 3 und 2 weitere die in Jena wohnen, leben alle in den Altbundesländern oder im Ausland. Eine hat es bis nach Kalifornien verschlagen. Der Rest ist zumindest in Europa heimisch.
Natürlich sind meine Beispiele nicht repräsentativ. Doch der Trend ist ziemlich eindeutig. Gerade in den ländlichen Gegenden hält es die Jugend nicht. In den von mir oben genannten Städten siedeln sich die jungen Leute an. Dazu zieht man immer noch Richtung Westen. Wenn der Bevölkerungsrückgang jetzt schon so dramatisch ist, wie mag es in 10 Jahren aussehen? Wie in 20 oder 30 Jahren?
Viele Städte sind heute wirklich richtig schön. Es ist ist viel Geld in die NBL geflossen. Doch trotz aller Investitionen schafft man es nicht, die jungen Menschen dort zu halten. Warum ist das so? Ist es wirklich nur die Aussicht auf den gut bezahlten Job in Hamburg, münchen oder Köln? Oder gibt es auch andere Gründe für den Wegzug?
Wie seht ihr das? .
Fight Ukraine! Fight! |
| | | mex verstorben
Anzahl der Beiträge : 56286
| Thema: Re: Ostdeutschland schafft sich ab 16.06.19 19:54 | |
| für mich gibt es keinen Unterschied - jeder deutsche kann sein Leben nach Wunsch gestalten. .
Zu wissen, was man weiß, und zu wissen, was man tut, das ist Wissen. |
| | | Izinyoka Foren-Ass
Anzahl der Beiträge : 14942
| Thema: Re: Ostdeutschland schafft sich ab 16.06.19 20:05 | |
| Offensichtlich gibt es wenig Anreize dorthin zu ziehen oder zu dort zu bleiben.Ich war nach meine Auswanderung einmal in Dresden, Leipzig und Aue.Insbesonders was ich in Aue/Vogtland gesehen habe entspricht MvM Aussage:Innenstadt schoen, Aussenbezirke verfallen unbewohnte Haeuser.Das war vor 11Jahren! Mag mir gar nicht vorstellen wie es heutzutage dort aussieht .
Wahnsinn ist, immer das gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.(Albert Einstein) |
| | | Luna Admin
Anzahl der Beiträge : 35938
| Thema: Re: Ostdeutschland schafft sich ab 16.06.19 21:34 | |
| Hier gibt es so gut wie keine verfallenen Häuser und neuerdings gibt es auch Zuzug junger Leute die eine Familie gegründet haben zurück aufs Dorf. Ich bin sicher, niemand ist hier gerne weggezogen und begründe das eindeutig mit fehlenden Jobs. Die Arbeitsmarktlage hat sich inzwischen zwar etwas entspannt, denoch ist die Arbeitslosenquote höher. Die Gehaltsunterschiede in Deutschland sind weiterhin erheblich. Am wenigsten verdienen die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen. .
Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, in denen wir liebten. (Wilhelm Busch) |
| | | Herrmann Foren-Ass
Anzahl der Beiträge : 21727
| Thema: Re: Ostdeutschland schafft sich ab 17.06.19 9:38 | |
| - Max van Maier schrieb:
- Eines vorab. Als jemand der seit vielen Jahren in einer Ost-West-Partnerschaft lebt, als jemand der viele Jahre in der Welt unterwegs war, fallen mir die Begriffe Ost- und Westdeutschland schwer. Trotzdem muss man den Tatsachen ins Auge blicken. Die alten und die neuen Bundesländer haben sich nach der Wiedervereinigung unterschiedlich entwickelt.
Ich bin diese Woche auf eine Studie des Herrn Rösel vom ifo-Institut gestoßen.
https://www.ifo.de/DocDL/ifoDD_19-03_23-25_Roesel.pdf
Ich meine, das viele Menschen die NBL verlassen haben und immer noch Richtung Westen verlassen, ist kein Geheimnis. Das es wenig Zuzug von West nach Ost gibt, ist ebenfalls bekannt. Das aber die Bevölkerungsentwicklung so dramatisch ist, habe zumindest ich nicht wahrgenommen. Die NBL haben heute eine Einwohnerzahl, die der von 1905 entspricht. Und immer noch verlassen vor allem junge Menschen ihre Heimat. Natürlich gibt es einige Hotspots, die eine positive Entwicklung vorzuweisen haben. Sei es in Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung oder wirtschaftlich gesehen. Leipzig, Erfurt, Dresden, Jena und natürlich Berlin fallen mir da ein. Doch die ländlichen Regionen bluten regelrecht aus. Wir waren zuletzt 2 mal in Sachsen-Anhalt. Ostern in der Nähe von Wittenberg. Haben dort das Dessau-Wörlitzer Gartenreich besucht. Bauhaus Dessau stand natürlich auf dem Programm. Das übliche Touri-Programm eben. Dessau-Wörlitz oder Wittenberg sind mittlerweile sehr hübsche Städtchen. Viele Tourissten waren unterwegs. Doch sobald man nur ein paar Kilometer ins Umland fährt, ist tote Hose. Zum einen viele hübsch sanierte Häuschen, direkt daneben verfallene Bruchbuden. Wenig Menschen auf den Strassen. Wenn man jemanden sieht, ist das fast immer jemand älteren Jahrgangs. Junge Leute - Fehlanzeige!
Das gleiche Bild in der Region Naumburg. Dort waren wir dann kurz danach beim 70-sten Geburtstag der Schwiegermutter. Ca. 30 Gäste. Die ältere Generation kam bis auf eine Ausnahme aus der Region Naumburg. Die jüngeren reisten bis auf eine Ausnahme, aus den alten Bundesländern an. Heißt, während die Eltern der Heimat treu blieben, verschlug es die Nachkommen in die Ferne.
Am Tag nach der Feier traf sich meine Frau mir einer ehemaligen Klassenkameradin. Sie ist eine von drei ehemaligen Mitschülern, die noch in der Region leben. Sie war in einer großen Klasse. Rund 30 Schüler. Bis auf diese 3 und 2 weitere die in Jena wohnen, leben alle in den Altbundesländern oder im Ausland. Eine hat es bis nach Kalifornien verschlagen. Der Rest ist zumindest in Europa heimisch.
Natürlich sind meine Beispiele nicht repräsentativ. Doch der Trend ist ziemlich eindeutig. Gerade in den ländlichen Gegenden hält es die Jugend nicht. In den von mir oben genannten Städten siedeln sich die jungen Leute an. Dazu zieht man immer noch Richtung Westen. Wenn der Bevölkerungsrückgang jetzt schon so dramatisch ist, wie mag es in 10 Jahren aussehen? Wie in 20 oder 30 Jahren?
Viele Städte sind heute wirklich richtig schön. Es ist ist viel Geld in die NBL geflossen. Doch trotz aller Investitionen schafft man es nicht, die jungen Menschen dort zu halten. Warum ist das so? Ist es wirklich nur die Aussicht auf den gut bezahlten Job in Hamburg, münchen oder Köln? Oder gibt es auch andere Gründe für den Wegzug?
Wie seht ihr das? Fast der gleichen Meinung bin ich auch . Die jungen Leute gehen alle in den Westen und wählen hier die Grünen,den Fortschritt im Allgemeinen und die Daheimgebliebenen wählen allesamt die AfD . Bestes Beispiel ist Sachsen und aktuell jetzt in Görlitz der super knappe Ausgang der Oberbürmeisterwahl .Will garnicht fragen was dein Schwiegervater gewählt hat . Ich mache mir manchmal Sorgen um meine alte Heimat und frage mich warum bin ich 1961 geflüchtet .Wahrscheinlich hätte das aber an der jetzigen Situation auch nichts geändert .Der Osten ist massiv gegen Immigration aber gerade das ist der Schlüssel für eine sichere glückliche Zukunft .Gerade hier liegt eventuell der Hase im Pfeffer begraben .Gerade eine kulturelle Vielfalt und eine bunte Gesellschaft erzeugt bei den Menschen eine innere Zufriedenheit .Meine Meinung muß nicht unbedingt repräsentativ sein kommt aber ungefähr hin . .
Vergebung ist das erste Anzeichen von Altersschwäche |
| | | Tourist verstorben
Anzahl der Beiträge : 52237
| Thema: Re: Ostdeutschland schafft sich ab 17.06.19 10:07 | |
| So ist es aber Heinz, als ich nach Bremen kam, waren die Leute steif und zugeknöpft, erst die Vertriebenen, haben Bremen zu einer weltoffenen Stadt gemacht, man muß eben miteinander reden, so verändert man deren Weltbild und so ist es auch im Osten der Republik, man ist immer noch der Befehlsempfänger der alten Garden der DDR, erst junges Blut wird diese Plage abwerfen, so daß man endlich die eigenen Köpfe bemüht um das Land voran zu bringen.. .
Drum fürchte Gott und scheue niemand.
I am Walter |
| | | Max van Maier Experte
Anzahl der Beiträge : 8515
| Thema: Re: Ostdeutschland schafft sich ab 17.06.19 19:21 | |
| - Luna schrieb:
- Hier gibt es so gut wie keine verfallenen Häuser und neuerdings gibt es auch Zuzug junger Leute die eine Familie gegründet haben zurück aufs Dorf.
Ich bin sicher, niemand ist hier gerne weggezogen und begründe das eindeutig mit fehlenden Jobs. Die Arbeitsmarktlage hat sich inzwischen zwar etwas entspannt, denoch ist die Arbeitslosenquote höher. Die Gehaltsunterschiede in Deutschland sind weiterhin erheblich. Am wenigsten verdienen die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen. Dann fahre mal durch die Provinz Sachsen-Anhalts oder Thüringens. Da siehst du genug verlassene Immobilien. Hauptsächlich auf dem Land. In den Städten hat man leer stehende Häuser, vor allem Plattenbauten, schnell abgerissen.
Ich hab mich heute mal etwas mit dem Thema beschäftigt. Seit der Wende haben rund 3,7 Mio Menschen die neuen Bundesländer verlassen. 2,5 Mio Menschen zogen zu. Macht einen Wanderungsverlust von 1,2 Mio Menschen. Brandenburg hat seine Bevölkerungszahl halten können. Was daran liegt, das viele Menschen in den sogenannten Speckgürtel Berlins zogen. Berlin ist wieder ein Sonderfall. Auch dort leben heute mehr Menschen, als zu Zeiten der Wende. Allerdings ist dort der Bevölkerungszuwachs geringer, als erwartet. Ich denke, hier kommt wieder das Thema Speckgürtel ins Spiel. Bei den Weggezogenen stellen junge Menschen die Mehrheit. dabei sind 55 % der Weggezogenen Frauen. Junge, gut ausgebildete Frauen in der Hauptsache. Gerade diese Abwanderung wird sich in Zukunft fatal auf die Bevölkerungsentwicklung der NBL auswirken.
Natürlich ist es für viele Menschen der Job, warum sie die Heimat verlassen. Dabei muss man sich fragen, warum ist auch heute, die Jobsituation in großen Teilen der NBL noch so prekär. Dies wäre zuerst zu klären, damit man etwas ändern kann. Selbstverständlich lassen sich 50 Jahre Entwicklung, welche die Altbundesländer Vorsprung haben, nicht in ein paar Jahren aufholen. Aber nach 30 Jahren sollten schon mehr Fortschritte zu sehen sein, als es heute der Fall ist. Deshalb muss man hier ansetzen und hier die Ursachen suchen. .
Fight Ukraine! Fight! |
| | | Luna Admin
Anzahl der Beiträge : 35938
| Thema: Re: Ostdeutschland schafft sich ab 17.06.19 22:32 | |
| In Deutschland gibt es rund 600 Industrieunternehmen die über 1.000 Mitarbeiter beschäftigen. 205 dieser Unternehmen betreiben 381 große Industriestandorte. An diesen Standorten arbeiten rund 1,2 Millionen Menschen. Das sind 75 Prozent aller in der Industrie Erwerbstätigen. In den 5 Standorten Rhein-Ruhr, Rhein-Neckar, Rhein-Main, Hannover/Braunschweig/Wolfsburg und dem Saarland davon fast die Hälfte.
In den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gibt es dagegen kaum Industrie. Dort gibt es lediglich drei Standorte in den Branchen Chemie/Pharma, Energie und Maschinenbau mit zusammen rund 4.300 Mitarbeitern. Das sind weniger als 0,3 Prozent aller in der Industrie beschäftigten Menschen in Deutschland. Während die industriellen Großbetriebe immer mehr Menschen anziehen, weil um sie herum auch auch immer mehr Dienstleistungsbetriebe entstehen, wird die Abwanderung insbesondere aus dem ländlichen Raum in die Wirtschaftszentren weitergehen.
In der deutschen Landwirtschaft wurden im Jahr 2018 rund 266.700 Betrieben gezählt. Die Anzahl der Bauernhöfe verzeichnete in den vergangenen Jahren einen stetigen Rückgang, ebenso fallen die Beschäftigungszahlen. Im Jahr 2016 betrug die Anzahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft in Deutschland rund 576.000. Darin mitgezählt sind aber alle Personen, also Arbeitnehmer und Selbstständige einschließlich mithelfender Familienangehörige, so bald sie eine Tätigkeit von mindestens einer Stunde ausüben.
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Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, in denen wir liebten. (Wilhelm Busch) |
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