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Autor | Nachricht |
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Max van Maier Experte
Anzahl der Beiträge : 8515
| Thema: Re: Mindestlohn 28.09.13 10:03 | |
| Hier im Thema wurde nochmal der Mindestlohn angesprochen: [Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um diesen Link sehen zu können]
Ich denke, viele sitzen bei der Diskussion über Mindestlöhne einem großen Irrtum auf. Vermutlich sind die meißten User hier Arbeitnehmer oder waren es. Und genau so denkt ihr, wie Arbeitnehmer. Als leitender Angestellter möchte ich mal die Sicht der anderen Seite, der Arbeitgeberseite darlegen. Hier im Thread sind mir folgende Aussagen aufgefallen:
Gast 0816 (jetzt Kuddel Köm) : - Zitat :
- Einen Facharbeiter bei Daimler den interessiert der Mindestlohn nicht , er verdient eh mehr und von
daher sind auch die Produkte nicht betroffen , die er herstellt . Ist das wirklich so? Versetz Dich bitte mal in die Lage des dortigen Managements.Wir nehemen mal an, am 01.01.2014 wird ein gesetzlicher Mindestlohn in Höhe von 10 € eingeführt. Was mag ein Facharbeiter bei dieser Firma heute verdienen? 17 € ? 18 € ? Oder eher 20 € die Stunde? Ich weiß es nicht. Jedenfalls deutlich mehr als der eingeführte Mindestlohn. Nun fragt man sich bei den Verantwortlichen, warum jemanden für 17, 18 oder mehr Euro einstellen? 10 € sind der Mindestlohn. Also gründe ich ein Tochterunternehmen, eine Beschäftigungsgesellschaft o.ä. Diese stellt neue Arbeitnehmer zum gesetzlichen Mindestlohn ein und Ende der Geschichte. Hier wird das gut gemeinte Ansinnen negiert. Bei einigen wird der Lohn steigen, bei vielen kann der Lohn in Zukunft sinken. Der jetzt noch hochbezahlte Facharbeiter muß zwar keine Lohnkürzung hinnehmen. Jedoch sollte man bedenken, wenn ein Arbeitgeber einen ( hochbezahlten ) Angestellten los werden möchte, dann wird er ihn los. Ist alles nur eine Frage der Zeit und kostet nicht viel im Vergleich zur möglichen Einsparung.
Als zweites ist mir die Milchmädchenrechnung von "Ein Sachse" aufgefallen: - Zitat :
- Jede Forderung von mir kostet Geld so würde z.B die Möglichkeit den Mindestlohn einzuführen den Staat jährlich 13 Milliarden (statitisches Bundesamt) ersparen die als Aufstockung ausgegeben wird und sozusaneg hintenherun den Unternehmen geschenkt wird.
Über die Mehreinnahmen über die Renten udn Sozialversicherungen nicht zu sprechen. Wir haben in diesem Jahr 6 neue Arbeitskräfte im Bereich der Produktion eingestellt. Zu Löhnen zwischen 15 und 16 € die Stunde. Ob ich diesen Lohn nach Einführung eines viel niedrigeren gesetzlichen Mindestlohnes dann auch noch anbieten würde, weiß ich nicht. Wir sind nicht Mitglied eines Arbeitgeberverbandes, nicht tarifgebunden.
In unserem Unternehmen arbeiten ca. 120 Mitarbeiter. Die Löhne liegen bei Produktionsmitarbeitern zwischen 15 und etwas über 20 Euro, je nach Tätigkeit und Dauer der Betriebszugehörigkeit. Das ind rund 60 % unserer Angestellten. Wenn ich von diesen ca. 70 Leuten 50 entlassen würde und kurze Zeit später neue Mitarbeiter zu 10 € die Stunde einstelle, wieviel spart der Staat nun an Lohnersatzleistungen wie z.B ergänzendes Hartz 4 oder Wohngeld? Welche Mehreinnahmen verbuchen die Sozialkassen? Es gibt etliche Unternehmen, die genau so denken. Und es wird im Falle der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes auch in manchem Unternehmen so ablaufen, wie gerade von mir beschrieben. Daran sollten die Mindestlohnbefürworter auch mal denken.
Viele seriös wirtschaftende Unternehmen werden sich von der Einführung eines allgemein verbindlichen Mindestlohnes nicht im geringsten beeinflussen lassen. Aber es gibt leider auch genug andere, die nur auf diesen Schritt warten um die Löhne auf ein Minimum zu drücken. Wie es tatsächlich kommt, wissen wir nicht. Aber auch ein Mindestlohn ist nicht ohne Tücken.
Das gleiche gilt übrigens auch für die Forderung "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" , also die Forderung nach einheitlichen Lohn für festangestellte Mitarbeiter und Zeitarbeiter. Die Forderung heißt nicht, man gleicht den Lohn des Leiharbeiters an den des Festangestellten an. Es geht auch anders herum.
Denkt mal drüber nach.
Max van Maier |
| | | mex verstorben
Anzahl der Beiträge : 56286
| Thema: Re: Mindestlohn 28.09.13 10:22 | |
| ich finde den Beitrag zum Thema Mindestlohn sachlich und gut verfasst - das Wort Mindestlohn hört sich doch gut an, meiner Ansicht nach wird er sogar den Markt negativ beeinflussen, wir leben vom Export. .
Zu wissen, was man weiß, und zu wissen, was man tut, das ist Wissen. |
| | | Diemax Experte
Anzahl der Beiträge : 8430
| Thema: Re: Mindestlohn 28.09.13 11:33 | |
| Ich kann mir vorstellen das Max recht hat, allerdings kann man dem vorbeugen in dem man die Löhne weiter aushandelt zwischen Gewerkschaft und AG und wo die Löhne schon höher sind darf nicht abgesenkt werden, es ist doch alles verhandelbar......
Mindestlöhne sind in Ordnung, dazu sollte aber auch die jeweilige Leistung des Einzelnen hinzu kommen denn Fleiß muss sich lohnen.
Ich kenne das mit den Mindestlöhnen und habe es schon mal erklärt, die Leistung eines Einzelnen ist steigerungswürdig wer sich aber mit weniger zufrieden gibt bekommt zumindest soviel das er von leben kann.
Hartz4 sollte weiter abgebaut werden und wirklich nur als Übergangslösung sein. .
L.G. Diemax |
| | | mex verstorben
Anzahl der Beiträge : 56286
| Thema: Re: Mindestlohn 28.09.13 11:56 | |
| - Diemax schrieb:
- Ich kann mir vorstellen das Max recht hat, allerdings kann man dem vorbeugen in dem man die Löhne weiter aushandelt zwischen Gewerkschaft und AG und wo die Löhne schon höher sind darf nicht abgesenkt werden, es ist doch alles verhandelbar......
Mindestlöhne sind in Ordnung, dazu sollte aber auch die jeweilige Leistung des Einzelnen hinzu kommen denn Fleiß muss sich lohnen.
Ich kenne das mit den Mindestlöhnen und habe es schon mal erklärt, die Leistung eines Einzelnen ist steigerungswürdig wer sich aber mit weniger zufrieden gibt bekommt zumindest soviel das er von leben kann.
Hartz4 sollte weiter abgebaut werden und wirklich nur als Übergangslösung sein. Dann brauchen wir ja keine Gewerkschaft mehr .
Zu wissen, was man weiß, und zu wissen, was man tut, das ist Wissen. |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Mindestlohn 28.09.13 12:22 | |
| - Max van Maier schrieb:
Gast 0816 (jetzt Kuddel Köm) : Ist das wirklich so? Versetz Dich bitte mal in die Lage des dortigen Managements.Wir nehemen mal an, am 01.01.2014 wird ein gesetzlicher Mindestlohn in Höhe von 10 € eingeführt. Was mag ein Facharbeiter bei dieser Firma heute verdienen? 17 € ? 18 € ? Oder eher 20 € die Stunde? Ich weiß es nicht. Jedenfalls deutlich mehr als der eingeführte Mindestlohn. Nun fragt man sich bei den Verantwortlichen, warum jemanden für 17, 18 oder mehr Euro einstellen? 10 € sind der Mindestlohn. Also gründe ich ein Tochterunternehmen, eine Beschäftigungsgesellschaft o.ä. Diese stellt neue Arbeitnehmer zum gesetzlichen Mindestlohn ein und Ende der Geschichte. Hier wird das gut gemeinte Ansinnen negiert. Bei einigen wird der Lohn steigen, bei vielen kann der Lohn in Zukunft sinken. Der jetzt noch hochbezahlte Facharbeiter muß zwar keine Lohnkürzung hinnehmen. Jedoch sollte man bedenken, wenn ein Arbeitgeber einen ( hochbezahlten ) Angestellten los werden möchte, dann wird er ihn los. Ist alles nur eine Frage der Zeit und kostet nicht viel im Vergleich zur möglichen Einsparung.
Moin Max , da hast du was in den falschen Hals bekommen , interessieren bezog ich auf den Moment der Einführung in dem Sinne , daß Leute die eh mehr verdienen davon nicht unmittelbar betroffen sind .
Mit dem Rest deiner Argumentation rennst du bei mir offene Türen ein , kannst du auch in einigen Beiträgen von mir nachlesen . Anhand des Beispiels Zeitarbeit als erste Branche wo ein tariflicher Mindestlohn vereinbart wurde hab ich im Bezug vorher/nachher praktisch genau das gleiche geschrieben wie du jetzt .
Eben das ein Mindestlohn das Risiko birgt , daß gesamte Lohnniveau in einer Branche nach unten zu drücken , durch Maßnahmen wie du sie auch beschreibst .
In der Zeitarbeitsbranche in der ich selber jahrelang tätig war , ist es genau so gekommen . Wie ich da als Facharbeiter beschäftigt war , war der Lohn nur geringfügig niedriger als bei den Festangestellten , ich fand das sogar sehr interessant in verschiedenen Firmen tätig zu sein , zumal man immer willkommen war , weil man für die Stammbelegschaft eine gefahrlose Verstärkung bei plötzlich reinkommenden Aufträgen war . Ich wurde grundsätzlich gut behandelt , das Geld stimmte auch und der Job war abwechslungsreich . Nach der Einführung des Mindestlohnes hatte sich das erledigt , egal wo man anfragte , man versuchte dich selbst als Facharbeiter mit Brief für diese Mindestlöhne einzustellen .
Ich denke das Problem liegt bezüglich des Lohnes mehr bei den Menschen als bei den gesetzlichen Regelungen , ich für meine Person hab nie Probleme gehabt vernünftige Konditionen für meine Arbeit auszuhandeln und wenn es mal zu wenig war , sucht man eben weiter , während man den Job macht ,ist eh die beste Bewerbungssituation für einen Arbeitnehmer , Berwerbung aus Ehrgeiz kommt immer besser an als Bewerbung weil arbeitslos .
Ein Mindestlohn und das sollte eben immer bedacht werden ist eine gesetzliche Grundlage , welche Sittenwidrigkeit ersetzt aber auch den Spielraum schafft nicht MEHR zahlen zu müssen , klar das sowas von den Arbeitgebern als Freifahrtschein genutzt wird .
Von daher machen für mich Mindestlöhne tariflich ausgehandelt für einzelnen Branchen insbesondere gering bezahlte erheblich mehr Sinn als ein gesetzlich geregelter Mindestlohn für alle , denn das untergräbt immer auch die Tarifautonomie, wenn auch nicht ganz legal , aber wie du schon beschreibst dann eben innerhalb rechtlicher Grauzonen .
Wo ich da ansetzen würde , wäre also eher eine gesetzliche Regelung , welche die Tarifabschlüsse rechtlich auch für solche Arbeitgeber bindend macht , die nicht im Arbeitgeberverband organisiert sind . Tarife gut und schön , aber ich denke sie sind zu leicht zu unterlaufen . |
| | | Max van Maier Experte
Anzahl der Beiträge : 8515
| Thema: Re: Mindestlohn 28.09.13 19:36 | |
| Zitat Diemax: - Zitat :
- Ich kann mir vorstellen das Max recht hat, allerdings kann man dem vorbeugen in dem man die Löhne weiter aushandelt zwischen Gewerkschaft und AG und wo die Löhne schon höher sind darf nicht abgesenkt werden, es ist doch alles verhandelbar......
Aushandeln zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeber! So ist es im Moment und so sollte es bleiben. Das ist in meinen Augen die vernünftigste Lösung. Da sitzen Leute am Tisch, die wissen wovon sie sprechen. Kann ein Politiker in Berlin ebenso das nötige, im Falle der Einführung eines allgemeinverbindlichen Mindestlohnes branchenübergreifende Fachwissen mitbringen, wie es Gewerkschaften und Arbeitgeber haben? Ich kann es mir nicht vorstellen.
Zitat Kuddel Köm: - Zitat :
- Ein Mindestlohn und das sollte eben immer bedacht werden ist eine gesetzliche Grundlage , welche Sittenwidrigkeit
ersetzt aber auch den Spielraum schafft nicht MEHR zahlen zu müssen , klar das sowas von den Arbeitgebern als Freifahrtschein genutzt wird . Ersetze in deinem letzten Satz das Wörtchen wird durch kann und ich stimme dir zu.
- Zitat :
- Von daher machen für mich Mindestlöhne tariflich ausgehandelt für einzelnen Branchen insbesondere gering
bezahlte erheblich mehr Sinn als ein gesetzlich geregelter Mindestlohn für alle , denn das untergräbt immer auch die Tarifautonomie, wenn auch nicht ganz legal , aber wie du schon beschreibst dann eben innerhalb rechtlicher Grauzonen . So ist es! - Zitat :
Wo ich da ansetzen würde , wäre also eher eine gesetzliche Regelung , welche die Tarifabschlüsse rechtlich auch für solche Arbeitgeber bindend macht , die nicht im Arbeitgeberverband organisiert sind . Tarife gut und schön , aber ich denke sie sind zu leicht zu unterlaufen . Hier möchte ich dir widersprechen. Arbeitgeberverbände sind nichts weiter als Lobbyistenverbände einzelner Branchen, die sich leider immer mehr von der Basis entfernt haben. Mit Basis meine ich kleine und mittelständische Unternehmen wie unseres. Eigentlich gehören wir zu Metall/Elektro. Sind allerdings nicht Mitglied im AG-Verband. Wir wüßten auch nicht warum wir Mitglied sein sollten. Um Jahr für Jahr tausende von Euro Beitrag zu zahlen? Diese Verbände setzen sich in der Regel für die Großindustrie ein. Unternehmen wie wir, dienen denen lediglich dazu, die Lobbyarbeit für die Großen zu bezahlen. Um einen fairen Lohn zu zahlen, dafür braucht es keine Lobbyisten.
Die Politik muß die Rahmenbedingungen schaffen. Ich würde eine angemessene branchenbezogene Lohnuntergrenze festlegen, welche nicht unterschritten werden darf. Dann den einzelnen Branchen auferlegen, in einem festgesetzten Zeitrahmen Tarifverträge auszuhandeln. In diesem Tarifvertrag müssen die jeweiligen Tarifparteien einen Mindestlohn für ihre Branche festlegen. Dieser darf dann nicht unterschritten werden.
Die Nichtmitgliedschaft in einem Arbeitgeberverband heißt nicht automatisch, das Niedriglöhne gezahlt werden. Gerade im Mittelstand findet man sehr viele nicht organisierte Unternehmen, die oftmals Löhne über den jeweiligen Tarifen zahlen. Wir z.B. haben in unserem Unternehmen eine Lohnuntergrenze festgelegt. Diese beträgt 13,- € die Stunde. Um diese festzulegen, brauchten wir keine Politik und keinen Arbeitgeberverband. Und solche oder ähnliche Regelungen finden sich in mittelständischen Betrieben zuhauf. Die Einführung des allgemeinverbindlichen Mindestlohnes könnte allerdings dazu führen, das diese freiwilligen Selbstverpflichtungen von manchen Unternehmen aufgeweicht werden könnten.
Max van Maier |
| | | Gast Gast
| Thema: Re: Mindestlohn 28.09.13 20:16 | |
| Eben Max , daß alles ist mir durchaus klar , man sollte dabei auch betonen, daß die Dumping Lohn Zahler die Minderheit der schwarzen Schafe sind , zumindest wenn es um Facharbeiter Löhne geht .
Genau deswegen denke ich , daß der Gesetzgeber allen Arbeitgebern vorschreiben sollte , nicht unterhalb der tariflichen Mindestlöhne zu zahlen , auch denen die dazu bisher nicht verpflichtet waren , weil sie eben nicht im Arbeitgeberverband organisiert sind , aus nachvollziehbaren Gründen , wie du schon schreibst .
Derzeit ist es ja sogar so , daß bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung in der es um die Sittenwidrigkeit eines gezahlten Lohnes geht , der jeweils geltende Tarif , sofern vorhanden nur dann als Grundlage gilt , wenn in dem jeweiligen Tarifbezirk mehr als 50 % der Arbeitgeber tarifgebunden sind .
Genau darum gehts mir , warum nicht den jeweiligen Tarif von Staatswegen als Untergrenze festlegen, dann könnte man auf allgemeine Mindestlöhne fast komplett verzichten und der sozialen Gerechtigkeit wäre auch Genüge getan .
Gesetzliche Mindestlöhne wären dann allenfalls für gering qualifizierte Helfertätigkeiten nötig und da sind die Vorschläge von 8,50 bis 9,00 € durchaus in Ordnung , leben können muß man von seiner Arbeit , aber am anderen Ende muß sich Leistung und bessere Qualifikation auch lohnen . |
| | | mex verstorben
Anzahl der Beiträge : 56286
| Thema: Re: Mindestlohn 29.03.14 14:13 | |
| Heute höre ich ein Statement der Landwirtschaft zum Mindestlohn- die Landwirte befürchten durch den Mindestlohn ihren Betrieb zu verlieren, sie begründen es mit den Mindestlohn von 2,50 in anderen europäischen Ländern, ich kann ihre Ängste sogar verstehen .
Zu wissen, was man weiß, und zu wissen, was man tut, das ist Wissen. |
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